Raum, dem Leben zu begegnen
Wir leben in einem Kulturkreis und einer Zeit mit eng getakteten Zeitplänen, vielschichtigen Beziehungsnetzen und hohen Anforderungen, die von außen und von uns selbst an uns gestellt werden.
Beim Versuch, all den - oft erstrebenswerten- Zielen, näher zu kommen, die wir erreichen wollen, um glücklicher, ausgefüllter, sicherer, cooler oder freier zu sein, bleibt oft das Sein selbst auf der Strecke…plötzlich sehen wir nur noch den Abgabetermin, die nächste Unterrichtsstunde, den Studienabschluss, die Familie, den Partyspaß, eben das Ziel, um dessen Willen sich jetzt „voll reingehängt“ werden muss. Welches Ziel das gerade ist, spielt keine Rolle…was durch das sich Anstrengen erreicht wird, ist meistens genau das Gegenteil von dem, was wir wollen. Glücklicher, ausgefüllter oder frei fühlen wir uns (zumindest meiner Erfahrung nach) bei dem Versuch, unser ausgedachtes Bild vom „guten Leben“, von der „Selbstverwirklichung“ zu realisieren, oft nicht. Eher leerer, ausgebrannter oder getriebener. Was schwer zuzugeben ist, wenn viele im Freundeskreis oder im Umfeld, so tun, als würde sie der, „zwar etwas stressige“ aber doch hippe Job total glücklich machen obwohl sie 60 Stunden pro Woche arbeiten, keine Zeit mehr für ihre Freunde oder sich selbst haben und danach nur noch komatös ins Bett fallen. Oder als würde nur das Lächeln ihres Kindes sie für allen Stress des Tages entschädigen, und sie innerlich ausfüllen…Ich habe diese Aussagen von Leuten gehört, die mir nahe stehen und denen ich eigentlich glaube, wenn sie etwas sagen. Mein Gefühl sagt aber bei solchen Aussagen oft, da stimmt irgendwas nicht ganz.
Was bedeutet das dann für Leute, die keinen „guten Job“ haben, keinen repräsentativen Partner haben oder keine Familie oder Kinder haben, die sie für alles entschädigen, was am Tag schief gelaufen ist? Oder die in einem Land leben, in dem an solche Vorstellungen von Glücklichsein überhaupt nicht zu denken ist?
Ich kenne einige „dieser“ Menschen, die anders leben…Hartz4-Empfängerinnen oder Langzeit-Singles, indische Rikshawfahrer, Kassiererinnen im Supermarkt, spirituelle Sucher. Manche fühlen sich frei, dankbar und zufrieden, andere haben mit ihrer Situation zu kämpfen und sehen sich selbst ähnlich, wie die Gesellschaft sie sieht…
Mein Schluss aus dieser Beobachtung ist, dass es nicht die perfekten Umstände sein können, die uns glücklich und zufrieden oder unglücklich und getrieben machen. Zum Glück, finde ich, denn ich habe noch nie jemanden gesehen, der das, was gemeinhin als „perfektes“ Leben angesehen wird, dauerhaft realisiert hat. Aber Menschen, deren Leben sich für sie selbst rund anfühlt, die „glücklich“ sind, davon kenne ich einige…so scheint es für mich nicht unbedingt zusammen zu hängen, das von allen Gesuchte und die Umstände. Ok, ich gebe zu, diese Beobachtung haben auch schon andere vor mir gemacht, Gautama Buddha oder so, ist glaube ich einer davon…also kein Nobelpreis in Philosophie für mich. Aber mir ist diese Beobachtung so nahe, sie fühlt sich für mich sehr frisch an.
Wenn ich sehe, dass wir dann teilweise irgendwann einfach zusammenbrechen, weil uns diese eigenen oder von der Familie und der Gesellschaft kommenden Anforderungen kaputt machen und unsere echte, natürliche Lebendigkeit, beim Versuch, unser Bild vom „guten Leben“ zu realisieren, einfach immer weiter in den Hintergrund gerät, werde ich traurig.
Ich habe mir eigentlich nicht überlegt, was man da „tun“ könnte oder so. Ich habe mir die Möglichkeit einer Insel für mich selbst gewünscht, hatte viele Ideen, wie ich der „normalen“ Struktur unseres Arbeitslebens, unserer Leistungsgesellschaft ausweichen kann. Alles canceln, nach Indien auswandern, Hartz 4 beantragen, in eine Landkommune ziehen usw. Diese Optionen finde ich auch immer noch spannend, teilweise habe ich sie auch ausprobiert…aber die Lebensphase, in der ich unsere Gesellschaft aufgrund ihrer scheinbaren Lebendigkeitsfeindlichkeit wirklich abgelehnt habe, scheint eigentlich vorbei zu sein. Ich habe auch versucht, einfach wieder auf „normale“ Art und Weise mitzuspielen. Für mich geht das so nicht.
Ich denke auch nicht, dass ich unsere komplette Gesellschaftsstruktur ändern kann oder müsste, und das Leistungsprinzip durch meinen Einsatz einem Prinzip der Freude (oder so ähnlich) weichen wird…
und vielleicht ist das gar nicht nötig.
Warum Meeting Life?
Ich möchte ein Angebot machen, für alle, die spüren,oder sich wünschen, dass es mehr gibt, als die Hektik und die Suche nach Erfüllung im Alltag durch Dinge und Events. Durch mehr Geld, den Traumjob, eine schönere Wohnung, einen liebevollen Freundeskreis oder das Finden des passenden Partners, so schön und aufregend all diese Dinge sind.
Auf die Frage, was dieses „MEHR“ denn sein soll, habe ich keine Antwort. Mit den Worten von Andreas (mein Lebenspartner) gesprochen, es ist kein Ding, NICHTS, das man kennen kann…
Mir scheint stille Meditation, Musik, Zeit in der Natur, der Kontakt zum Körper und die Freude an der Bewegung wie ein Schlüssel zu etwas (oder nichts) zu sein, das eigentlich unabhängig von den Erfahrungen von Stress oder Entspannung, von Bewegung oder Stille, viel haben oder wenig haben , einfach da ist.
Aus dem Wunsch heraus, mir selbst Raum zu geben, einfach zu sein, egal welche äußeren oder inneren Umstände oder Gefühle gerade da sind, möchte ich mir selbst und anderen eine Art Insel anbieten, in der Meditation und Stille oder Bewegung sein kann, in der der Körper genährt, genossen und gestärkt wird. In der Zeit und Raum ist, einfach so zu sein, dem Leben zu begegnen, wie man gerade ist. Ohne höheres Ziel, das man dadurch erreichen will, oder einen ideologischen Überbau mit Regeln, die das Leben eng machen! Mit allem was da ist, ob das gerade cool ist oder total uncool. Erschöpfung, Leistungsdruck, Entspannung, Freude, Traurigkeit, Unsicherheit, allein, mit anderen usw. …einfach dem Leben begegnen, wie es ist…
Deshalb habe ich meeting-life gegründet. Ich lade euch herzlich auf unsere Insel ein!